2023, 8 November

MARTIN ROLSHAUSEN

 

Dass Brauereien mit „Nachhaltigkeit“ und einem „ökologischen Gewissen“ werben, ist nicht neu. Manchmal funktioniert das, manchmal auch nicht. In Österreich gab es gerade die erste erfolgreiche Klage gegen sogenanntes Greenwashing. Darunter versteht man den Versuch, ein Produkt besonders klimafreundlich wirken zu lassen. Erwischt hat es die Brau Union, also die österreichische Tochter des Heineken-Konzerns. Die hatte ihre Marke Gösser mit Etiketten versehen, auf denen behauptet wurde: „CO2-neutral gebraut“. Zu Unrecht, wie das Landesgericht Linz nach einer Klage des Vereins für Konsumenteninformation befand.

 

In der Calle Orense im Norden Madrids macht man sich keine Sorgen wegen möglicher Greenwashing-Klagen. Dort ist der Sitz von Ocean Beer. Das Unternehmen spendet 100 % seiner Gewinne, wie es sagt, „an Initiativen, die sich für die Wiederherstellung und den Schutz der Weltmeere einsetzen“. Man produziere also ein „ethisches Bier“. Und zwar nicht, weil man der Firma einen edlen Anstrich geben wolle, sondern weil sie deswegen gegründet worden ist.

 

 

Man habe „nicht nachträglich einen guten Zweck in ein bestehendes Produkt eingebaut, sondern es wurde von Anfang an als ethisches Bier kreiert“, erklärt Angela Segimon von der Ocean Born Foundation, zu der die Bier-Marke, aber auch ein Bekleidungs-Label gehört. Begonnen hat diese Geschichte vor gut drei Jahren. Damals haben sich drei Surfer-Freunde, denen Strände voller Müll und Plastik gar nicht gefallen haben, überlegt, deren Reinigung durch das Brauen eines IPA zu finanzieren. Teil dieser Gruppe war auch die heutige Präsidentin der Ocean Born Foundation und von Ocean Beer, Carolina Manhusen Schwab.

 

„Ethische Biere“?

Zum IPA sind drei weitere Sorten gekommen: ein Lager, ein Pils, das Gourmet genannt wird, und ein Alkoholfreies. Dass diese Biere „ethisch“ sind, begründet Ocean Beer nicht nur damit, dass die Gewinne komplett gespendet werden. Das Bier sei bewusst vegan gebraut – man verzichte also auf Bierstile, bei denen zum Beispiel mit Molke, Laktose und Honig gebraut wird. Die Verpackung sei weitestgehend aus wiederverwendbaren oder recycelten Verpackungen. Man habe auch gezielt nach Druckfarben für die Etiketten gesucht, die keine giftigen Bestandteile enthalten. Es sind viele solche Details, die für das Ocean-Beer-Team das Ganze ausmachen.


„Nomadisches Bier“

 

Außerdem versuche man weiter „den CO2- Fußabdruck in der gesamten Lieferkette zu verringern“. Wie passt dazu, dass das Bier eines spanischen Unternehmens nun über die Bierothek auch in Deutschland und Österreich verkauft wird? Die Antwort aus Madrid lautet: „Es gibt viele Dinge, auf die wir bei Ocean Beer stolz sind, aber eines der größten ist vielleicht unser Weg, ein ‚nomadisches Bier‘ zu werden. Wir nutzen die überschüssigen Produktionskapazitäten rund um den Globus, um unseren Fußabdruck klein zu halten und arbeiten daran, Ocean Beer von einem Braupartner nach dem anderen in die Welt zu bringen. Auf diese Weise reduzieren wir die Umweltauswirkungen von Neubauten und verringern die Entfernung, über die wir unser Bier transportieren müssen, da der Transport in der Regel einen der größten Anteile am CO2-Fußabdruck von Bier hat.“

 

Partner ist die Neuzeller Klosterbrauerei

 

Das Ziel sei es, „auf jedem Markt, den wir betreten, lokal zu brauen“. In Deutschland braut Ocean Beer sein Lager, sein Pils und das Alkoholfreie in der Neuzeller Klosterbrauerei im östlichen Brandenburg nahe der polnischen Grenze. Nur diese drei Sorten werden hierzulande auch verkauft – das IPA nicht.


Man sei dankbar, „dass wir hervorragende Brauereipartner gefunden haben, die uns bei dieser Aufgabe unterstützen“. Denn es sei ja klar: „Selbst mit demselben Rezept und denselben Zutaten liefern zwei verschiedene Brauereien zwei unterschiedliche Flüssigkeiten.“ Und nicht jede Brauerei komme mit den sich weiterentwickelnden „Nachhaltigkeits- und Rückverfolgbarkeit-Kriterien“ zurecht. „Deshalb freuen wir uns, wenn wir jemanden finden, der uns einfach versteht“, heißt es aus dem Ocean-Beer-Team.

 

Vom Ozean abhängig

 

Die Motivation zur Gründung des Unternehmens und dessen Weiterentwicklung erklärt Ocean Beer so: „Alle Lebewesen auf unserem Planeten sind vom Meer abhängig: Es ernährt uns, lässt uns atmen und ist die wichtigste Proteinquelle für mehr als zwei Milliarden Menschen. Neben Fisch und Meeresfrüchten gibt es eine Vielzahl anderer Meeresprodukte wie Algen, die in einer erstaunlichen Anzahl von Lebensmitteln, Medikamenten und Komponenten für die Kosmetikindustrie verwendet werden. Die Herstellung von Biokunststoffen aus bestimmten Algenarten könnte sogar die Lösung sein, um die Präsenz von Mikroplastiks auf dem gesamten Planeten zu beenden.“

 

Darüber hinaus sei Ozean ein starker globaler Wirtschaftsmotor, der unter anderem 1,5 % der erwerbstätigen Bevölkerung auf der Welt beschäftige. Das Problem aber sei: Es wird zu wenig unternommen, ihn zu schützen. Im Gegenteil. Deshalb lautet die Botschaft: „Wenn Sie also den Ozean retten wollen, trinken Sie Ocean Beer.“ Das klingt etwas überheblich, aber die Richtung stimmt.

 

Ein Hinweis in eigener Sache: Hopfenhelden.de gehört zur Bierothek Group, also dem Unternehmen, das Ocean Beer verkauft. Wir hätten aber über dieses Projekt auch berichtet, wenn das nicht so wäre.

 

 

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